Nisthilfen für Wildbienen und Wespen

Dieser Artikel wurde von Sabine Klauke für die Düsseldorfer Umweltzeitschrift grünstift geschrieben. Wir freuen uns, ihn übernehmen zu dürfen, weil er gut zu anderen Aktivitäten unserer Initiative passt.

Insektennisthilfen sollen einerseits nützliche Insekten in den Garten locken zur Bestäubung der Nutzpflanzen, andererseits auch die Artenvielfalt erhalten, da viele solitär lebende, sogenannte Einsiedlerbienen- und Wespenarten in ihrem Bestand bedroht sind.

Diese Insektenarten brauchen eine Brutröhre, in der sie ihre Eier ablegen, oft mehrere Eier in einer Röhre, mit Trennwänden dazwischen. Die geschlüpften Larven leben bis zu ihrer Verpuppung vom eingelagerten Nahrungsvorrat. Bis der Nachwuchs die Brutzelle verlässt, verbringt er – je nach Art als Larve, Puppe oder Vollinsekt – ein Jahr und länger im Nest. Dann fliegt er dem Leben entgegen und hinterlässt eine freie „Wohnung“. Der Begriff Insekten“hotel“ ist daher wirklich unpassend.

Typische Fehler

Leider erfüllen nur wenige käufliche Nisthilfen ihren Zweck, und auch beim Eigenbau werden oft viele, teilweise für die Tiere sogar todbringende Fehler gemacht. Bohrlöcher im Holz imitieren Fraßgänge von z.B. Käfern im Holz; sie sind optimal als Nistplatz geeignet. Doch allzu oft wird billiges Weichholz oder Nadelholz verwendet, bei denen es fast unmöglich ist, die Innenwände glatt zu bekommen. Vor allem ausgefranste Bohrränder verletzen die Flügel der Tiere, was einem Todesurteil gleichkommt. Zu kurz abgelagertes Holz neigt zu Rissbildung – eindringende Feuchtigkeit führt dann zur Verpilzung der Brut. Das gleiche gilt für Bohrungen ins Stirnholz (das sind Querscheiben von Baumstämmen). Oft sind die Bohrlöcher auch zu weit und die Abstände zu klein.

Hohle Pflanzenstängel machen sich optisch gut und wären auch ideal, wenn richtig eingesetzt. Doch auch hier sind oft die Schnittkanten faserig, die Halme gequetscht und gesplittert – wiederum Verletzungsquellen für die Vierflügler. Viele Fächer der käuflichen „Hotels“ sind mit Kiefernzapfen, kleinen Holzstückchen, Borke, Heu oder Stroh gefüllt – angeblich als Überwinterungsplatz für Schmetterlinge und Co. Doch nirgendwo werden über positive Erfahrungen damit berichtet: Wohl doch nur Füllmaterial!

Weitere unsinnige Materialien sind Lochziegel mit scharfen Kanten, hinten offenen Gängen und zu großen Lochdurchmessern, oder Feuchtigkeit ziehende Ytong-Porenbetonsteine. Das Highlight für Forscherseelen sollen eingebaute Plexiglasröhrchen sein, um die Entwicklung der Tierkinder beobachten zu können. Besiedelt werden diese Röhren, doch Glas oder Acrylglas verhindern die lebensnotwendige Belüftung der Brutkammern. Vorhandene Pilzsporen entwickeln sich prächtig und überwuchern die Brut – eine regelrechte Todesfalle.

Und so wird’s gemacht

Wenn schon, dann richtig. So nimmt der Bienenfreund rund zwei Jahre abgelagertes Hartholz von Eiche, Buche, Esche, Ahorn oder Obstbaum, schleift die Oberflächen, verwendet hochwertige Holzbohrer mit Zentrierspitze und entfernt Bohrspäne durch immer wieder leichtes Herausziehen des Bohrers. Die Löcher sollen mindestens fünf bis sechs Zentimeter tief sein und einen Durchmesser von zwei bis neun Millimeter haben, mehrheitlich drei bis sechs Millimeter. Zum Schluss wird mit Pfeifenreiniger und Schmirgelpapier nachgearbeitet. Um Rissbildung zu vermeiden, müssen Abstände von ein bis zwei Zentimetern eingehalten werden. Auch ganze Holzstämme im Längsformat (Stammdurchmesser mindestens 15 Zentimeter) sind möglich; dünne, glatte Borke kann am Holz bleiben.

Man kann auch Naturstrohhalme, Schilf oder Bambus verwenden. Dabei ist auf saubere Schnittkanten zu achten, ebenso auf verschlossene Enden. Selbst ihre Löcher grabende Wildbienen mögen abgestorbene, markhaltige Stängel von Königskerze, Holunder oder Brombeere. Man kann sie im Garten an Ort und Stelle stehenlassen oder über den Winter trocknen und im Frühjahr in kleinen Bündeln schräg am Zaun oder Baum befestigen.

Ein Dach aus dicker Borke, Wellblech oder Recyclingmaterial, wie eine alte Radkappe oder ein halbierter Kanister, dient dem Regenschutz und sieht ansprechend aus. Sonnig, windgeschützt und mit unverbauter Einflugschneise an einer Mauer, Haus- oder Schuppenwand angebracht (nicht frei pendelnd!), fühlen sich die zukünftigen Bewohner des Domizils wohl. Zur Abwehr von Vögeln kann man das Bauwerk mit einem Drahtgeflecht oder Netz schützen.

Man muss allerdings auch wissen, dass rund 75 Prozent unserer über 500 einheimischen Wildbienen- und Wespenarten im Erdboden nisten. Absolut wichtig ist also vor allem eine naturnahe Gartengestaltung. Um in das Thema Wildbienen einzusteigen, sind die Nisthilfen aber schöne Anschauungsobjekte – übrigens auch auf dem Balkon.

Hilfreiche Infos

Sonderband „Nisthilfen für Wildbienen und Wespen“ vom Verein Naturgarten, 5 Euro, über geschaeftsstelle@naturgarten.org. „Fertig zum Einzug: Nisthilfen für Wildbienen; Leitfaden für Bau und Praxis – so gelingt’s“ von Werner David, 18 Euro, Pala-Verlag.

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Foto: Eberhard Kopp / pixelio.de